Als Typ-F Diabetikerin habe ich heute die Ehre, einen Gastbeitrag auf dem Blog meines Freundes veröffentlichen zu dürfen. Ich habe Diabetes Typ F seit ca. 3 Jahren, zunächst als eine Freundin, dann als seine Freundin… Seit ich seine Freundin bin, beschäftigt mich sein Diabetes aktiv – vorher hatte ich mit dieser Krankheit ehrlich gesagt keine Berührungspunkte ich alles, was ich zu wissen glaubte, ging mehr in Richtung „Zuckerkrankheit“ und „irgendwas mit Insulin spritzen“. Mit einem Typ-1er an meiner Seite hat sich das jedoch ziemlich gewandelt und mittlerweile habe ich glaube ich ein solides Grundwissen, was diese Thematik (und vor allem die Technik, weil er sich damit so intensiv auseinandersetzt) angeht.
Und was tue ich als Typ-F so? Naja, ich schätze bei den Mahlzeiten die BE mit, denke (zu 99%) daran, auf die Kohlenhydrat-Angaben zu schauen bevor ich Packungen von Fertiggerichten wegwerfe und daran, Brot, Nudeln, Kartoffeln und Konsorten abzuwiegen. Wenn ich ihm Frühstück mache, damit er’s mitnehmen kann zur Arbeit, findet er darauf ein Zettelchen mit den BE-Angaben oder zumindest mit der Info, wieviel Gramm Kohlenhydrate drin sind. Wenn wir zusammen essen gehen, schätzen wir gemeinsam, wie viele Hühnerei-große Kartoffeln wohl in den Bratkartoffeln verbastelt sind und wenn wir lustig drauf sind wetten wir auch schonmal vor dem Messen auf seinen BZ.
Eine solide Ahnung von Diabetes zu haben ist mir ein persönliches Bedürfnis, weil ich mit ihm zusammenlebe. Hauptsächlich, weil es sein Leben betrifft und damit auch irgendwie unser gemeinsames. Aber eben auch, weil ich mich sicher fühlen will, wenn er wirklich mal in eine fiese Hypo oder Hyper rutscht und weiß, wie ich ihm am besten helfe. Darüber hinaus – und das mag für den ein oder anderen „echten“ Diabetiker vielleicht unverständlich sein und soll das Thema keinesfalls irgendwie abwerten o.ä. – finde ich sämtliche technischen Themen rund um Diabetesmanagement einfach wirklich spannend. Klar, ich persönlich kann frei entscheiden, ob ich mich damit beschäftige oder nicht, wie Wahl bleibt einem Diabetiker eher nicht. Ich sehe durchaus ein, dass Diabetes kein Spaß ist, habe allerdings das Glück, einen „Betroffenen“ an meiner Seite zu haben, der das Thema zwar mit der notwendigen Ernsthaftigkeit angeht und sich damit sinnvoll auseinandersetzt, aber sich eben seine Lebensfreude und seinen Spaß am Essen dadurch nicht nehmen lässt. Das lässt uns beide relativ locker mit dem Thema umgehen und ich behaupte, dass ich ganz normal mit ihm umgehe (ihn also nicht wegen des Diabetes wie ein rohes Ei behandle) und mich dennoch mit seiner Situation auseinandersetze, um ihm wann immer nötig eine Unterstützung sein zu können.
Weil Matthias ein Technikliebhaber ist und mich damit immer mal wieder ein wenig ansteckt, habe ich in unserer aktuellen Urlaubswoche spontan entschlossen, mit in die Pumpenschulung zu gehen und konnte dort die Dia-Beraterin dazu überreden, mir eine MiniMed mit destilliertem Wasser zum Testen mitzugeben. Also laufe ich seit Montag (leider nur noch bis morgen, dann muss ich das Ding zurückgeben) ebenfalls mit Pumpe rum. Warum? Hauptsächlich, weil ich einfach nachvollziehen können möchte, wie er sich mit so einer Pumpe wohl ungefähr fühlt und eben auch, weil ich wissen möchte, wie dieses Ding funktioniert und wie ich ihm im Notfall damit helfen kann.
Erstes Feedback: das Setzen des Katheters tat scheiß weh! *rumheul* – viel fieser als ich dachte. Also natürlich kein ernsthaft schlimmer Schmerz, aber ich hatte eben mit weniger gerechnet und hab mich etwas erschrocken… Seit das Ding nun sitzt, vergesse ich es ständig. Ich dachte, ich würde es mehr oder weniger ununterbrochen aktiv wahrnehmen, aber genau das Gegenteil ist der Fall: nur wenn ich beim Umziehen am Schlauch hängen bleibe oder mir auf dem Sofa die Pumpe aus der Jogginghose fällt, erinnere ich mich wieder dran. Und beim Essen denke ich dran und gebe brav meinen Pseudo-Bolus ab – was brennt… aber es geht. Echt eine spannende Erfahrung, aber wenn es „nur ein Spiel“ ist und man das Ding einfach wieder abgegeben kann, weil man es nicht braucht, ist das wohl nochmal etwas anderes, als wenn man es zur Therapieunterstützung braucht.
Alles in allem versuche ich, eine gute Typ-F Diabetikerin zu sein, begleite Matthias zu Events, bin Anfang des Jahres offiziell seine Blutsschwester auf dem T1-Day in Berlin geworden und habe ihm zu seinem Diaversary letztes Jahr einen regelmäßigen Zuschuss zum CGM und dieses Jahr „Die Logik meines Diabetes“ von Dr. Teupe geschenkt. Ich unterstütze ihn, wo ich kann und wo ich glaube, dass er es gebrauchen kann. Ansonsten lasse ich ihn weitestgehend in Ruhe.
Und falls ihr nun seine Sicht der Dinge erfahren und prüfen wollt, ob er das genauso empfindet oder sich vielleicht doch von mir genervt fühlt, fragt ihn einfach selbst – und gebt mir Bescheid, falls er sich beschwert, damit ich mich bessern kann
Als weitgehende Außenseiterin in Sachen Diabetes habe ich mich auf eurem Blog zunächst einmal von Fremdwörtern umgeben gefunden (und das trotz Abschluss in medizinisch -biologischer Chemie; ) ).
So habe ich auch bei „Typ F “ erstmal gestutzt… den gibt’s doch gar nicht? Nachdem ich die Bezeichnung als „Freundin oder andere F erwandte“ eines Diabetikers (richtig? ) gedeutet hatte, war es um so erfrischender, deine Sicht der Sache von „aussen“ zu lesen – zumal ich als Nichte bzw. Cousine von Typ –1 Diabetikern zumindest am Rande mit der Thematik in Berührung komme.
Und mein Onkel scheint eure Lebenseinstellung in einem Punkt zu teilen, die auch mir sehr zusagt : Er lässt sich seine Lebensqualität durch die Krankheit auch nicht unnötig einschränken (mit anderen Worten : enstirnigere Verwandte schlagen zuweilen die Hände über dem Kopf zusammen angesichts dessen, was mein Onkel so in sich hinein schaufeln kann ;)). Aber nach allem, was ich weiss, hat er seinen Blutzucker im Griff.
Ich wünsche euch jedenfalls, dass ihr die Krankheit weiterhin gemeinsam so toll bewältigen könnt,
Liebe Grüße,
Kathi Keinstein
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